Weit in der Champagne im Mittsommergrün,
dort, wo zwischen Grabkreuzen Mohnblumen blühn …
Wenn im Lied Es ist an der Zeit vom Grab eines jungen Soldaten erzählt wird, der sein Leben im Ersten Weltkrieg verlor, wirkt das für viele wie eine ferne Geschichte. Doch wer genau hinhört, spürt schnell: Diese Fragen sind heute so aktuell wie damals.
In der Ukraine sterben junge Menschen im Krieg. Im Gazastreifen verlieren Kinder und Erwachsene unter Bomben ihr Leben. Und im Sudan herrscht seit April 2023 ein Konflikt zwischen den Sudanesischen Streitkräften (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF). Die Zivilbevölkerung trägt die Hauptlast: Sexualisierte Gewalt ist weit verbreitet, die medizinische Versorgung ist vielerorts zusammengebrochen. Laut den Vereinten Nationen hungern mehr als 26 Millionen Menschen – etwa die Hälfte der Bevölkerung.
Auch sie haben „ihnen alles gegeben – ihre Kraft, ihre Jugend, ihr Leben“.
Die Zeile aus dem Lied „Auch dich haben sie schon genauso belogen, so wie sie es mit uns heut immer noch tun“ ist damit mehr als ein poetischer Satz. Sie beschreibt bittere Realität.
Der Physiker Hans-Peter Dürr sagte einmal: „Materie ist gefrorenes Licht.“ Er wollte damit ausdrücken: Alles Leben ist Ausdruck einer gemeinsamen Quelle. Jeder Mensch, gleich wo er lebt, gehört zu diesem Licht.
In dieser Sicht ist es nicht gleichgültig, ob ein Mensch anonym im Krieg stirbt oder ob wir ihn kennen. Jeder Name, jede Geschichte zählt.
„Es ist an der Zeit“ bedeutet heute, nicht nur zu erinnern, sondern Strukturen zu hinterfragen, die Gewalt und Zerstörung immer wieder ermöglichen. Und es bedeutet, nicht zu vergessen: Hinter jeder Zahl, hinter jeder Nachricht stehen Menschen mit ihrem Leben und ihrer Würde.
Es ist an der Zeit.
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