Wenn Angst kippt

Veröffentlicht am 9. September 2025 um 22:41

Trauma, Selbsthass und die Spirale der Gewalt

Die Nachrichten aus Schweden sind verstörend: Immer mehr Mädchen im Teenageralter lassen sich von kriminellen Banden rekrutieren. Sie schießen, sie verüben Anschläge – und sie treffen Entscheidungen über Leben und Tod.

Wie kann es dazu kommen, dass eine 15-Jährige in der Lage ist, auf den Kopf eines Menschen zu zielen?


Trauma als Quelle hemmungsloser Gewalt

Hinter dieser Enthemmung stehen nicht nur soziale Rollenbilder. Viele dieser Mädchen sind selbst schwer verletzt: Opfer sexueller Gewalt, mit unbehandelten Traumata und Suchtproblemen.

Trauma, das nicht verarbeitet wird, bleibt als eingefrorene Angst im Körper bestehen. Wenn diese sich löst, ohne Halt zu finden, kommt es zur Überflutung des endokrinen Systems – eine Explosion von Überlebensenergie, die Töten möglich macht. Gewalt wird dann zum Ausdruck von Selbsthass, Wut und einer zerstörten Sehnsucht nach Kontrolle.


Gewalt als Schatten der Lebenssehnsucht

Jede Gewalt ist eine verunstaltete Leidenschaft für das Leben. Wird diese Energie nicht aufgefangen, kehrt sie sich ins Gegenteil. Aus Lebenslust wird Todeslust.


Warum zuerst Traumarbeit notwendig ist

Bevor biografische Arbeit ansetzen kann, braucht es eine unmittelbare Traumabegleitung, die den Körper reguliert und die eingefrorene Angst löst. Methoden wie Somatic Experiencing® und SOMA Embodiment® öffnen hier den Zugang: Sie setzen direkt an der körperlichen Überwältigung an und schaffen die Voraussetzung, dass Lebensenergie nicht in Gewalt kippt, sondern wieder bewohnbar wird.

Erst wenn diese Arbeit geschehen ist, kann Biografiearbeit ihren Platz finden. Dann wird es möglich, Bruchstellen nicht nur zu sehen, sondern sie in die eigene Lebensgeschichte einzuordnen – und neue Wege der Selbstgestaltung zu entwickeln.


Biografische Arbeit als zweite Ebene

In dieser Reihenfolge – erst die körperliche Traumaarbeit, dann die biografische Integration – entsteht eine Perspektive, die Transformation möglich macht. Aus Selbsthass kann Selbstmitgefühl werden, aus zerstörerischer Energie eine schöpferische Kraft.

So zeigt uns das Beispiel aus Schweden: Ohne Traumarbeit bleibt biografische Arbeit abstrakt. Erst die Verbindung beider Ebenen eröffnet den Weg aus der Spirale der Gewalt.

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